Lebenskompetenzförderung

Ansatz der Lebenskompetenzförderung

Sich selbst gut kennen, mit anderen gut zurechtkommen und mit Konflikten umgehen– alle diese Fähigkeiten werden als Lebenskompetenzen bezeichnet. Diese besonderen Fähigkeiten stärken die gesundheitlichen Schutzfaktoren und helfen bei der Lebensbewältigung. Die Entwicklung und der Aufbau von Lebenskompetenz ist zentral für unser gesundheitliches Wohlbefinden und der Schlüssel für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung.

Die Förderung der Lebenskompetenzen stellt eine grundlegende Strategie der Gesundheitsförderung und Suchtprävention dar. Der in den USA entwickelte Life-Skills-Ansatz identifiziert das Erlernen von sozialen und persönlichen Fähigkeiten als wichtige protektive Faktoren, die einen konstruktiven Umgang mit Alltagsherausforderungen eröffnen.

Suchtpräventive Maßnahmen im Setting Kita und Schule bestehen  vordergründig aus der Förderung von Lebenskompetenzen und werden vielfach als Setting-Programme implementiert.

Ziel dieser Programme ist die Verbesserung von Kompetenzen und Bewältigungsstrategien der jeweiligen Zielgruppen. Kinder und Jugendlichen in ihren Persönlichkeitsbereichen zu stärken, konstruktive Problemlösestrategien zu vermitteln und problemhaftes Verhalten durch alternative Verhaltensweisen vorzubeugen, sind Schwerpunkte und Zielsetzung der Lebenskompetenz-Programme. Dem frühen Beginn regelmäßigen Substanzkonsums sowie schädlichen Suchtmittelgebrauch wird so entgegengewirkt.  

Evaluationsergebnisse bestätigen die positive Wirkung von Lebenskompetenzprogrammen in der Suchtprävention. Dabei sind insbesondere der verhinderte Substanzkonsum von Tabak und Alkohol bei jüngeren Schülern im Vergleich zur Kontrollgruppen und der verzögerte Konsumbeginn von ein bis zwei Jahren als gesundheitspolitischer Erfolg zu werten.

Lebenskompetenzen in der Suchtprävention

Der Ansatz der Lebenskompetenzförderung ist eng mit dem Schutz- und Risikofaktorenmodell verknüpft. Vorhandene Schutzfaktoren vermindern die Wahrscheinlichkeit einer Person unter bestimmten Risikobedingungen Gewalt-, Sucht- oder anderes gesundheitsschädigendes Verhalten zu entwickeln. Diese Faktoren können in der Suchtprävention in engem Bezug zum Konsumverhalten (z.B. Standfestigkeit ggü. dem Konsumangebot) stehen, oder sehr allgemeine Schutzfaktoren (z.B. Kommunikationsfertigkeit, Problemlösestrategie) darstellen. Als gesicherte allgemeine Schutz- bzw. Protektivfaktoren gelten positive soziale Beziehungen (Freundschaftsbeziehung, soziale Unterstützung, stabile Bindung zu einer Bezugsperson) sowie die personale Fähigkeit zur aktiven Stressbewältigung und positiven Selbstwirksamkeit.

Verschiedene suchtpräventive Programme kombinieren die oben genannten substanzunspezifischen Lebenskompetenzen mit substanzspezifischen Aspekten. Dabei steht die Stärkung substanzunspezifischer Kompetenzen bei den jüngeren Schülern im Vordergrund. Die Thematisierung von Substanzkonsum wie Alkohol, Tabak und illegalen Drogen sind erst ab der 4. Jahrgangsstufe empfehlenswert.

Resilienzforschung und das Konzept der Salutogenese beziehen neben den rechts genannten weitere personale Faktoren als Lebenskompetenzen ein:
 

  • Selbstwert (Selbstvertrauen) bezeichnet die Beurteilung und Einstellung zum Selbst.
     
  • Das Identitätsgefühl bezeichnet eine Reihe von Überzeugungen, die beispielsweise dafür maßgebend sind, was ein Mensch achtet und wertschätzt, was ihn mit Stolz erfüllt, verletzt oder beschämt. Teilidentitäten beziehen sich etwa auf das Zugehörigkeitsgefühl zu einem bestimmten Kollektiv, zum Beispiel bezüglich Kultur, Religion, Herkunft, Vorlieben der Freizeitgestaltung, Gender oder sexueller Orientierung und den damit verbundenen Wertvorstellungen.
     
  • Das Gefühl von Sinnhaftigkeit bezeichnet das Ausmaß, in dem man das Leben als emotional sinnvoll empfindet.

Lebenskompetenzen

  • Selbstwahrnehmung bezeichnet die Fähigkeit, sich selbst als eigenständige Person wahrzunehmen, eigene Stärken und Schwächen zu kennen und durch innere und äußere Wahrnehmung ein differenziertes Bild von sich selber aufzubauen.
     
  • Empathie ist die Fähigkeit, sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Darüber hinaus bezeichnet Empathie die eigene Reaktion auf die Gefühle anderer.
  • Fähigkeit zur Stressbewältigung bezeichnet das Erkennen von Ursachen und Auswirkungen von Stress und das Beherrschen von Strategien für einen förderlichen Umgang. Die Strategien können einerseits problemlöseorientiert, andererseits emotionsregulierend sein.
     
  • Gefühlsbewältigung bezeichnet das Erkennen der eigenen Gefühle, das Erkennen des Einflusses von Gefühlen auf das Verhalten (Impulskontrolle) sowie die Fähigkeit, auch mit negativen Gefühlen angemessen umzugehen.
     
  • Kommunikationsfertigkeit ermöglicht, sich situativ angemessen verbal und nonverbal verständlich zu machen, um Hilfe zu bitten, Fragen zu stellen, in Kontakt zu treten etc. Zur Kommunikation gehören Sprechen und Zuhören, Ausdrücken und Wahrnehmen.
     
  • Kritisches Denken bezeichnet jene Art des Denkens, die nötig ist, um Informationen und Erfahrungen zu analysieren, zu hinterfragen und einzuordnen.
     
  • Kreatives Denken bezeichnet jene Art des Denkens, die nötig ist, um eigenständige Ideen und Flexibilität zu entwickeln, über unseren Erfahrungshorizont hinaus zu denken und Alternativen und Konsequenzen unseres Handelns zu entdecken.
     
  • Die Fertigkeit, Entscheidungen zu treffen, bedeutet, sich für eine Variante zu entscheiden und das Handeln danach auszurichten. Es kann auch heißen, die Folgen unterschiedlicher Entscheidungsvarianten mit zu bedenken.
     
  • Problemlösefertigkeit bedeutet, Probleme (Aufgaben, Streitfragen, Konflikte) konstruktiv anzugehen, indem man sie als solche erkennt, Strategien zu ihrer Lösung zur Verfügung hat und sie konstruktiv angeht.
     
  • Beziehungsfähigkeit bedeutet, Beziehungen zu verschiedenen Bezugspartnern und partnerinnen zu beginnen, zu gestalten, aufrecht zu erhalten und zu beenden.